Ich leitete im Juni ein Webinar zum Thema Zwangsstörungen. Einer der Teilnehmenden war selbst betroffen. Sein 14-jähriges Kind leidet seit einer langen Zeit an einer Angst- und Zwangsstörung; die Familie ist durch die Störung stark belastet. Glücklicherweise hat der Sohn eine gute Therapeutin gefunden, die alle in die Therapie einbindet.
Zwangsstörungen fordern ein unlogisches, belastendes Verhalten von den Betroffenen. Die Betroffenen nehmen wahr, dass das Verhalten sinnfrei ist, und können sich gegen den Impuls die Handlung auszuführen nicht wehren. Das sorgt für einen hohen Leidensdruck.
Der Sohn hatte bereits eine stationäre Verhaltenstherapie gemacht, jedoch wurde die Störung nur teilweise aufgelöst. Der jetzige Therapieansatz ist bei einer Schematherapeutin. Schematherapie ist eine moderne Psychotherapie-Methode. Ich selbst therapiere Zwangsstörungen mit der Resource Therapy nach Gordon Emmerson, mit Bio-. und Neuro-Feedback und mit PEP®. Alle diese Ansätze arbeiten direkt mit dem limbischen System und bewirken eine Regulierung des Vagusnervs, der für die Erregung des Mandelkerns und damit auch für die Erregung des limbischen Systems (einem sehr alten Teil unseres Gehirns, vereinfacht gesagt: das Gefühlsgehirn) verantwortlich ist. Die Antwort des limbischen Systems auf diese Erregung ist das Zwangsverhalten oder die Zwangsgedanken.
Die Ursachen für eine Zwangsstörung können sehr unterschiedlich sein. Ich hatte einen Fall, wo die Eltern sich getrennt hatten und das Mädchen daraufhin eine Zwangsstörung entwickelte, weil sie sich schuldig fühlte. In einem anderen Fall wurden Zwangsgedanken bei einem Mann ausgelöst, weil er während eines Mitarbeitergesprächs eine Erektion bekam.
In allen Fällen ist eine Zwangsstörung mit starken Gefühlen von Schuld, Scham und Verzweiflung begleitet. Die Betroffenen brauchen zuerst empathischen Zuspruch und vor allem keine Ratschläge, denn Ratschläge sind auch Schläge. Außerdem neigen Betroffene zu einem Absicherungsverhalten durch Bilder und Audioaufnahmen. Betroffene sollten ermutigt werden, dieses aufzugeben. In dem Fall der Familie wird der Vater sein Kind ansprechen, es mit Bio-Feedback-Trainings zu probieren. Was Bio-Feedback ist, erfahrt ihr auf meiner Web-Site.
Liebe Grüße,
Euer Ralf